Tag der Mediation 18.06.2015
Am 18. Juni 2015 fand zum zweiten Mal der „Internationale Tag der Mediation“ statt. Er geht zurück auf eine Initiative der großen deutschsprachigen Mediationsverbände aus Österreich, Deutschland und der Schweiz aus dem Jahre 2013. Ziel dieses Tages war es, einer möglichst breiten Öffentlichkeit die Grundidee der Mediation, Konfliktparteien anzuleiten, ihre Konflikte selbst zu lösen und zu beseitigen, näher zu bringen. Mediatorinnen und Mediatoren schaffen dabei einen sehr hohen Wert für unsere Gesellschaft und sind ein überaus wichtiger Partner für die Justiz.
So lud auch die Regionalgruppe Bodensee-Oberschwaben des Bundesverbandes Mediation e.V. am 18. Juni 2015 zu einer Informationsveranstaltung in den Saal des Wirtschaftsmuseums Ravensburg ein. Bis zum Beginn der Veranstaltung um 18:00 Uhr war der Saal mit 30 interessierten Besucherinnen und Besuchern gefüllt.
Der Abend wurde von Herrn Dietrich Knapp, dem Leiter der Regionalgruppe Bodensee-Oberschwaben, moderiert. Nachdem er die Besucher sehr herzlich begrüßt hatte, begann er mit seinem Einstiegsvortrag rund um das Thema Mediation. Dabei wurde sehr schnell deutlich, dass es sich bei dem Verfahren der Mediation nicht um ein neues, sondern, im Gegenteil, um ein sehr altes Verfahren der Konfliktlösung handelt. Der Ursprung dieser Methode reicht zurück bis 604 v. Chr. (Solons Reformen), geht hinein in die Antike (Platon und Aristoteles 322 – 427 v. Chr.) und wird seit langem in Japan und China angewendet. Erst in den 1960er und 1970er-Jahren wurde die Mediation verstärkt auch in den USA als kostengünstige und zeitsparende Alternative zur gerichtlichen Problemlösung angeboten. Bei uns in Deutschland wird dem Verfahren der Mediation seit der Jahrtausendwende vermehrt Beachtung geschenkt.
Herr Knapp definierte Mediation als ein vertrauliches und strukturiertes Verfahren, bei dem Parteien mithilfe eines oder mehrerer Mediatoren konstruktiv, freiwillig und eigenverantwortlich eine einvernehmliche Beilegung ihres Konfliktes außergerichtlich anstreben. Er stellte ebenfalls die verschiedenen Anwendungsgebiete der Mediation dar (Wirtschaft, Familie, Nachbarschaft, Schule, Politik, Bauplanung, Erbschaft und unter Umständen sogar Strafrecht) und ging dabei gleichzeitig auf die Chancen eines Mediationsverfahrens, aber auch auf dessen Grenzen ein. Herr Knapp zog das Auditorium mit dem Vortrag in seinen Bann, was man an der lebhaften sachlichen und konstruktiven Diskussion am Ende seines Vortrages spüren konnte. Im Zuge dieser Diskussion wurde sehr anschaulich anhand eines Diagrammes herausgearbeitet, dass die Kosten eines Mediationsverfahrens in der Regel signifikant geringer sind als die Kosten eines Gerichtsverfahrens. Dies gilt es jedoch jeweils am konkreten Einzelfall zu beurteilen.
Um die Theorie nicht im luftleeren Raum stehen zu lassen, hatte sich die Regionalgruppe Mediation Bodensee-Oberschwaben etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Es wurde ein Rollenspiel aufgeführt, in dem der Ablauf einer Mediationssitzung anhand einer Familienmediation im Zuge einer Trennung bzw. anstehenden Scheidung dargestellt wurde. Dabei wurde sehr viel Wert darauf gelegt, die Methoden und Kommunikationstechniken der Mediatorin darzustellen. Wie auch im wirklichen Leben, ging es zwischen den Medianden um gegenseitige materielle Ansprüche im Falle einer Scheidung. Wesentliches Element des Rollenspiels war das Herausarbeiten der Interessen und Bedürfnisse der Medianden seitens der Mediatorin. Dies gelang auf exzellente Art und Weise, so dass am Ende des Rollenspiels der nächsten Mediationssitzung mit Gelassenheit entgegen gesehen werden konnte.
Abgerundet wurde der sehr informative Abend durch eine Podiumsdiskussion, die durch Herrn Knapp in profihafter Manier moderiert wurde. In der Runde saßen Herr Rittmann, Präsident des Amtsgerichts Wangen, Herr Briel, Rechtsanwalt aus Ravensburg, Herr Hess als Vertreter des Jugendamtes Ravensburg und Herr Hanßler, Inhaber des Mediationsbüros Hanßler. Der Schwerpunkt in der Diskussion war auf die Herausarbeitung der Unterschiede zwischen einem Gerichtsverfahren und einer Mediation gerichtet. Diese wurden dargestellt und übersichtlich zusammengefasst.
Ein gelungener Abend – eine runde Sache, die dazu beiträgt das Thema „Mediation“ der Öffentlichkeit bekannt und transparent zu machen. Herzlichen Dank an die Organisatoren und an alle Beteiligten für den informativen, interessanten und wirklich spannenden Abend.